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Eröffnungsrede

Mag. Dr. Klaus Feldkircher

Was ist denn das? Was soll denn das? Was will denn das? Fragen, die sich Besucher oft stellen, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, das neu ist. Wenn sie nicht wissen, was sie davon halten sollen. Wenn sie sich unsicher sind, kann das was oder nicht.

Ich denke, das sind Fragen, die durchaus legitim sind. Und Hand aufs Herz, wahrscheinlich stellen sich auch einige heute diese Fragen. Wie soll ich bewerten, was da an den Wänden hängt. Damit sind wir beim Begriff be-WERT-en. Gefällt es mir? Was wäre mir ein solches Kunstwerk wert? Das ist ein ganz entscheidendes Kriterium. Was macht das Kunstwerk mit mir? Diese innere Stimme ist vielleicht nicht immer der schlechteste Gradmesser in der persönlichen Beurteilung eines Artefakts.

An dieser Stelle werden sich aber zahlreiche Zeitgenossen zu Wort melden: „Ja, aber …“ Keine Sorge, wir wollen an dieser Stelle nicht auf die künstlerischen Aspekte außer acht lassen, die Kunst mit zu dem machen, was sie ist: ein ästhetisches Statement, das mitunter gängigen, mitunter ganz eigenen Regeln entspricht.

Und da sind wir schon bei Marco Spitzar. Ein Bildhauer, der sein Handwerk an der Akademie in Wien gelernt hat. Gelernt haben sollte. Stimmt, was hat das, was wir hier sehen, mit Bildhauerei zu tun? Erwischt. Schauen Sie sich genauer an, was da an den Wänden hängt: Dass Marco Spitzar von der Bildhauerei kommt, wird deutlich, wenn man sich intensiver mit seiner Art der Malerei und der Grafik auseinandersetzt. Er bevorzugt statt vieler Farben das Licht- und Schattenspiel der ihn umgebenden Welt. Zudem werden seine Figuren plastisch, wenn ihm eigene Techniken anwendet.

„Ich fühle mich sowohl der Grafik als auch der Bildhauerei verbunden, sodass ich Elemente aus der Bildhauerei ganz bewusst in meiner Malerei einsetze, um damit diese besondere Räumlichkeit darzustellen. So erreiche ich eine stärkere Plastizität.“

Diese Plastizität zeigt sich ganz besonders in einigen Arbeiten des Zyklus „Haushaltsware Braun“. Ausgehend von alten Erlebnissen, Erzählungen arbeitet er seine Erfahrungen auf. „Haushaltsware Braun“ ist die Produktbezeichnung einer Serie von Email-Kochtöpfen der Firma Riess in Oberösterreich, die in ewig gleicher Form zur Grundausstattung österreichischer Haushalte gehörte und immer noch gehört. Spitzar macht damit deren Funktion – das Einkochen, Einwecken, Eindicken zu einem Brei oder einer Suppe – manifest. Er will diese Darstellung als eine Reminiszenz an die Nachkriegsjahre verstanden wissen. Doch das ist ihm dann doch zu plump und plakativ, als dass es seine einzige Botschaft wäre. Durch die Vermischung mit einer Technik, die ihn schon seit den Anfängen seines Schaffens beschäftigt, dem Überziehen mit UHU, schafft er so eine groteske Überspitzung und Überhöhung dieses Sujets, das einer gewissen Komik nicht entbehrt. Und damit sind wir bei einem Grundelement im Schaffen Spitzars, seinem Humor, mit dem er zahlreiche Situationen kommentiert. Mit dem er so manche Schärfe wegnimmt, ohne die Pointiertheit zu verlieren. Ein Beispiel gefällig? Seine Gurkengläser, die einen überspitzt irrationalen Bezug zu einem Thema herstellen, das ihn schon immer beschäftigt: die braune Vergangenheit unserer Vorväter. So vieles spielt in seiner Darstellung mit: die Rolle der Frau in ihrer Tätigkeit, die Absurdität einer Gesellschaft, die sich nach menschlichem Ermessen überlebt haben sollte. Wirklich, fragt man sich angesichts zahlreicher aktueller Vorkommnisse. Und auf diesem Hintergrund entpuppt sich Spitzar wieder als Erinnerer, der uns zuruft: „Aufpassen!“

Den zweite Zyklus der Ausstellung nennt Spitzar „Make up“. Unschwer zu erkennen, woher der Name stammt. Durch die Farbgebung und die Perspektive verleiht er seinen Motiven einen einerseits realen, andererseits unwirklichen Eindruck. Durch das pastose Auftragen von Acrylfarbe entsteht erneut eine starke Plastizität, die durch den zarten Einsatz von Buntstiften kontrastiert wird. So erreicht er ein Spiel von Licht und Schatten, das den Gliedmaßen und den kleinen Figuren in der Szenerie ihren Platz gibt.

Ein wichtiges Stilmittel in Spitzars Arbeiten ist die Perspektive. Mit ihr spielt der Künstler, indem er Motive kombiniert, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Diese Absurdität erhöht er noch, indem er den scheinbar großen Dingen eine Kleinheit zuordnet, die das Dargestellte auf Spielzeuggröße reduziert und ihm so eine nie dagewesene Verletzlichkeit gibt.

So entstehen scheinbar absurde Vergleiche, die aber im Betrachter einen Nachdenkprozess auslösen. Damit relativiert der Künstler seine Welt, frei nach der Frage der Größe, einem früheren Zyklus. Er stellt die Relationen unseres Alltags zur Diskussion, macht sich mitunter darüber lustig, kombiniert und arrangiert die Darstellung frei nach eigenen Gelüsten.

Und damit bin ich schon am Schluss meiner Betrachtungen: Lassen Sie sich auf den Perspektivenwechsel ein. Be-WERT-en Sie die Kunst nicht nur nach objektiven Kriterien, sondern verlassen Sie sich auch auf Ihr Gefühl.
Viel Vergnügen.

©Mag. Dr. Klaus Feldkircher

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