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Kirsten Helfrich Textfeld: Kirsten HelfrichDAS BILD VOM KÖRPER IN DEN MEDIEN
oder The Body is the message

Kirsten Helfrich begreift den Umgang mit Fotografie, Zeichnung und Film zu Recht als einen kulturellen Prozess. Während in den Naturvölkern, Menschen, die fotografiert oder gefilmt werden, noch immer ängstlich und ablehnend reagieren - sie empfinden die Abbildung ihres Körpers als Beraubung ihrer Persönlichkeit und Seele – ist unsere Weltvorstellung mediengeprägt: Der medial konditionierte Konsument begreift und definiert sich und seine Wirklichkeit in Bildform. Leere und Orientierungslosigkeit fühlen wir, wenn wir keine Bilder mehr von uns sehen oder uns in den Bildern als hässlich empfinden.

Der Hunger nach Bildern bestätigt sich im ausgehenden 20. Jahrhundert gerade auch in der Aufwertung der Mode, als der Kunst, die den Körper visualisiert. Bearbeitete Fotos aus Illustrierten sind für Kirsten Helfrich eine Art Doppelung dieser Realität, einer jeweils persönlich geformten Konstruktion. In ihren Arbeiten reagiert die Künstlerin mit verschiedenen Medien, welche die Wandelfähigkeit von Realem verdeutlichen. Helfrich zeigt die idealisierten Modelle als etwas Anderes, als Gegenstand der Angst, Anschauungsmaterial und Faszination des Betrachters. Sie konfrontiert zwar, aber manipuliert nicht. Damit bleibt der Moment der Aufnahme bzw. der "schnellen" Zeichnung reduziert auf ein Machtverhältnis zwischen Betrachter und Bildgegenstand.

(Harald Gfader, Kurator)

 

 

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„Es geht in meiner Arbeit viel um Schönheit und Vergänglichkeit, um Erinnerung und Tod. Erst habe ich mich durch privates Erlebnis mit dem Tod, mit Erinnerung beschäftigt. Mit der Frage: „Was passiert,

wenn jemand nicht mehr da ist?“ Dadurch bin ich auch auf das Thema Vergänglichkeit gekommen. Ich habe während meines Studiums in London damit begonnen mit Früchten zu arbeiten und mit Bildern. Bildern aus Modezeitschriften und Magazinen, die ja eigentlich immer nur einen Moment darstellen. Dies ist nie ein Moment der Vergänglichkeit, sondern ein Moment, der für ‚immer‘ steht und das ist eine Utopie. Hauptsächlich kommen die Bilder aus der Vogue, DEM Modemagazin. In schnellem, konzentriertem Strich habe ich dabei das Cover mit Filzstift abgezeichnet. Der schnelle Strich ohne Vorzeichnung lässt keine Korrekturen zu. Man kann nicht verschönigen. Ich sehe das Cover, das geht wie durch meinen Körper durch und ich zeichne es wieder auf Papier. Dies gibt den Frauen Charakter. Diese Covers sind im Original zwar schön, aber eigentlich fast tot, denn sie werden so weiter bearbeitet, dass sie keine Persönlichkeit oder Charakteristik mehr zeigen. Meine Frauen sind nicht so schön, aber sie haben einen ganz starken Ausdruck…

Ich habe mich eine Zeit lang mit Früchten beschäftigt. Im klassischen Stillleben werden oft Früchte gezeigt, die Vergänglichkeit symbolisieren. Während meines Studiums in London beschäftigte ich mich intensiv mit diesen klassischen Stillleben. Diese Früchte sind – wenn sie frisch sind – knackig, verlockend: Ein Symbol für Sinnlichkeit und gleichzeitig ein Symbol des Vergehens. In einer Arbeit habe ich damals auch Früchte auf Regale gereiht. Im Laufe der Zeit verschimmelten diese Früchte. Es kam der Moment, wo Schönheit kippte.

Die Collagen der fashion victims sind Seiten aus Magazinen - größtenteils aus der Vogue – auf die mit Silberfaden Orangenschalen aufgestickt werden während die Schalen noch frisch sind. Diese Schalen trocknen und werden dann hart wie Lederhaut. Diese Damen sind nur Abbild für Werbung und haben keine eigene Sprache mehr. Daher sind auch ihr Mund oder ihre Augen zugenäht. Die Narben ermöglichen auch Assoziationen zu Schönheitsoperationen.
Es geht immer um Gegensatzpaare: hässlich-schon, vergänglich- andauernd.

Auch das Video fusion befasst sich mit Schönheit. Im Video projiziere ich mein Gesicht auf das Gesicht einer Barbie. Bei leicht geschlossenen Augen erkennt man zwei Gesichter. Große unheimliche Barbieaugen… Es ist ein Spiel mit einem Traum: jedes Mädchen spielt gern mit Barbie. Barbie, die Modell für die perfekte Frau ist, die aber auch Fake ist.“

(Kirsten Helfrich, 2008)

Kirsten Helfrich arbeitet oft mit der Lettin Uva Osmane zusammen. Die beiden begegneten sich während ihres Studiums am Royal College of Art in London. An diesem für beide fremden Ort entdeckten die Künstlerinnen die für ihre Arbeiten sehr reizvollen, kulturellen Unterschiede. Diese Unterschiede beeinflussten ihre Art des Denkens und Arbeitens. Distanz zur Heimat bot neue Perspektiven auf die jeweils eigene Vergangenheit. Es entstand u.a. eine 28 Meter lange Textilcollage bestickt in Lettisch, Englisch und Deutsch. Thematisiert werden Gefühle des Fremdseins und des Zuhauseseins. Diese Arbeiten wurden im Oktober 2007 im LNMA in Riga/Lettland zum ersten Mal präsentiert. Im März/April 2008 zeigten Helfrich und Osmane ihr ‚collaborative work‘ in Ravensburg. Dritter Ausstellungsort der individuellen und gemeinsamen Arbeiten, die sich jeweils an den Orten der Ausstellung weiterentwickeln, soll 2009 London sein.

Textfeld: Kirsten Helfrich

‚aroundtheworld – fromheaventohell‘, Stickerei auf Leinen, Installationsansicht. Latvian National Museum of Art, Riga 2007. © Kirsten Helfrich, Uva Osmane

 

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'zusammendarbs', 2005. Verschiedene Materialien; Installationsansicht, Hockney Gallery, London 2005. © Kirsten Helfrich, Uva Osmane

 

 

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'zusammendarbs', 2005. Verschiedene Materialien; Installationsansicht, Detail. Hockney Gallery, London 2005. © Kirsten Helfrich, Uva Osmane.

 
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