Irmengard Schöpf In ihrer Kunst wird Irmengard Schöpf zu einer Philosophin in einem ursprünglichen Sinn, die der alten Frage nach dem Grund von allem nachhängt: «In meinen Gedanken, in meinen Bildern taste ich nach dem Urgrund des Seins», schreibt sie 1991. In der Frage nach dem Sinn des Seins folgt sie den Spuren einer Spiritualität, die sie bei Teilhard de Chardin kennen- und schätzen gelernt hat. Mit ihren zeichnerischen Mitteln stellt uns die Künstlerin immer wieder ihre Sicht der Dinge dar, die bis heute unübersehbar geprägt ist von einer tief empfunden Religiosität, gepaart mit den nachhaltigen Eindrücken Afrikas einerseits und philosophischen und literarischen Studien unserer westlichen Welt andererseits. Irmengard Schöpf blickt auf ein aufregendes Leben zurück. 1942 wird sie an der Akademie der Bildenden Künste in Wien aufgenommen. Nach drei Wochen verlässt sie diese aus Unbehagen gegen den akademischen Lehrbetrieb wieder. Im Jahr 1953 bricht sie mit ihrer Familie nach Afrika auf. Mit ihrem Mann, dem Arzt Dr. Karl Schöpf, der das medizinische Zentrum Ifakara 400 km südwestlich von Daressalam begründet, lebt sie in der Abgeschiedenheit Tansanias. Hier beginnt sie einen eigenwilligen Kosmos zu entwickeln, der einerseits Einflüsse der intuitiv-farbigen Bildwelt der Afrikaner aufnimmt, andererseits aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse, daraus erwachsende gesellschaftspolitische, wirtschaftliche und geistesgeschichtliche Entwicklungen in Europa und Amerika einschließt. Diese Zeit führt zur Befreiung von der naturalistischen Gebundenheit ihrer frühen Werke in die Abstraktion. Es ist dies kein Bruch in ihrem künstlerischen Gang, sondern das Ergebnis eines konsequenten Weges der Autodidaktin und war anfänglich beeinflusst von der intensiven Auseinandersetzung mit dem Œuvre und den kunsttheoretischen Reflexionen von Paul Klee und Wassily Kandinsky. Dies traf sich mit dem ungeheuren Erlebnis der Kunst Afrikas. Irmengard Schöpf war - wie viele große Künstler der Moderne - fasziniert von der in ihrer Schlichtheit so ausdrucksstarken und kraftvollen Kunst des schwarzen Kontinents. Einflüsse dieser Formen (Masken, Totems, Fetische, Ornamente) lassen sich in Schöpfs Bildern immer wieder erkennen. «Manchmal bin ich mit dem Werk ganz eins», notiert Irmengard Schöpf einmal in ihr Tagebuch. Sie arbeitet spontan, intuitiv, aber auch meditativ. Malerei ist ein Teil der Lebensfreude dieser zierlichen Frau mit den leuchtend weißen Haaren. In vielen Bildern von Irmengard Schöpf finden sich Figuren und Formen verwoben mit Schrift zu einer Bilderwelt, die zu schweben scheint und Leichtigkeit ausstrahlt. Die Frische, jugendliche Kraft und Präsenz der Blätter dieser Künstlerin, die in diesen Tagen ihren 85. Geburtstag feiert, faszinieren den Betrachter. Sie selber zitiert an einer Stelle Simone Weil: "Es gibt nur eine Methode, um Bilder zu verstehen: nicht versuchen, sie zu interpretieren, sondern sie so lange anschauen, bis das Licht hervorbricht." |
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