Galerie.Z
   

Harald Gmeiner

Pflanze und Gespenst
Er zeichnet. Dem Körper seinen Schatten.

Ausstellungseröffnung                    Do. 6. Oktober 2022 I 19:30 Uhr
Der Künstler ist anwesend

Zur Eröffnung spricht                      Monika Helfer

Ausstellungsdauer                           06.10.2022 - 19.11.2022

 

Auf Entdeckungsreise in rätselhafte Welten
Margot Prax im Gespräch mit Harald Gmeiner

Im Herbst zeigt die Galerie.Z in Hard eine umfassende Werkschau des in Wolfurt lebenden und arbeitenden Künstlers Harald Gmeiner. Sein künstlerisches Schaffen fußt unter anderem auf ausgedehnte Reisen in den Nahen Osten, Südostasien, China und Australien.
Seit 1981 fließen die vielfältigen kulturellen Eindrücke in seine Kunst ein. Es mag somit wenig überraschen, dass sein Oeuvre ebenso vielschichtig wie variantenreich ist. Neben Malerei und Zeichnung, die den wesentlichen Part seines Werks darstellen, gestaltet er Videos, Performances und Rauminstallationen. Bei den zuletzt groß angelegten Präsentationen im Kunstraum Engländerbau in Vaduz, im bildraum07 in Wien, im Palais Thurn und Taxis in Bregenz oder in der Villa Claudia in Feldkirch zeigte er vornehmlich Gemälde.

Sammeln, beobachten, umsetzen
Ganz dem Zeichnerischen hingegen ist “Pflanze und Gespenst”, so der Titel der aktuellen Ausstellung gewidmet. Zu sehen sind groß- und kleinformatige Exponate sowie Monotypien. Zum Einsatz kommen dabei Graphit, Kohle, Druckerschwärze und Acryl. Für die intensive Auseinandersetzung mit einem Thema bevorzugt er die serielle Herangehensweise, weil sie für ihn eine sukzessiv vertiefende Methode darstellt. Die Intensität steigert sich von Blatt zu Blatt bis die intellektuelle Aufladung erschöpft, die bildhafte Umsetzung vollbracht und das Anliegen beendet ist, verdeutlicht der Künstler seine Arbeitsweise.
Inhaltlich setzt sich Harald Gmeiner mit brennenden gesellschaftlichen sowie geopolitischen Themen auseinander, ohne sich in einem belehrenden oder moralischen Wust zu verfangen. Im Mittelpunkt steht dabei nichts weniger als die Erforschung der Welt, deren Geschehnisse sowie die Vorstellungen und Interpretationen der Menschen in Bezug zu deren Lebensumgebungen.

Denn er ist ein aufmerksamer Beobachter, kritischer Sondierer und sorgfältiger Seismograph. In der Konsequenz bedeutet dies, dass er weniger eindeutig Definiertes, Benennbares oder Sichtbares zeichnet als Mehrdeutiges, Vermutetes, Diffuses. Eine Pflanze beispielsweise nimmt bei ihm eine Vielgestaltigkeit an, mutiert zu Annäherungen an phantasievolle Gebilde. Diese können als Köpfe, Torsi oder Wesen infernalischen Ursprungs wahrgenommen werden.

Ebenso verhält es sich mit Gmeiners Gespenstern. Energetisch aufgeladene Knäuel von Strichen, Linien, Kritzeleien und Kurven drängen sich nicht plakativ als das Böse, Bedrohliche, Unheilvolle in den Vordergrund. Vielmehr vermitteln sie eine Stimmung, die zwischen harmlos, gefällig bis gruselig und unheimlich oszilliert. Inwiefern sich neue Sichtweisen und Zugänge auf gesellschaftlich codierte Perzeptionsgewohnheiten auswirken, ist ein zentrales Thema in Harald Gmeiners Arbeit.

Was wäre wenn
Deshalb entscheidet er sich ganz bewusst dazu, bestimmten Arbeiten keinen Titel zu geben. Einerseits soll damit die Interpretationslust nicht begrenzt werden. Andererseits hält der Künstler einen Titel für entbehrlich, wenn er für das Bild nichts Zusätzliches liefern kann. Eine banale Beschreibung würde nach seiner Einschätzung die beabsichtigte Offenheit konterkarieren.
Wichtig ist er für ihn, seine schöpferische Kraft dafür einzusetzen, Möglichkeitsräume zu schaffen. Die geistigen Abenteuerspielplätze, die er mit seiner Kunst bietet, laden zu anregenden Entdeckungen ein. Zeit und Muse, um in die geheimnisvollen Bildwelten einzutauchen, empfiehlt sich.

Harald Gmeiner
1951
Kohle auf Papier
50 x 30 cm
1995
Foto: Guenter Koenig

 
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