Galerie.Z
   

Gottfried Bechtold
"ZWEI"

Ausstellungseröffnung:               Mittwoch 18.9.2024 | 19:30 Uhr

Es spricht:                                    Thomas D. Trummer

Ausstellungsdauer:                      18.9. bis 19.10.2024

 

Mit scharfem Blick und viel Empathie

Bereits zum wiederholten Mal ist es der Galerie.Z gelungen, Gottfried Bechtold für eine Ausstellung zu gewinnen. Nach spektakulären Flugzeugabstürzen, akrobatisch beherzten Aktzeichnungen, tiefen Einblicken in die Seelen der Stammgäste einer Beiz in Hatlerdorf, überarbeiteten Fotos einer Joseph Beuys Aktion und einem meditativen Dialog über Dinge widmet er sich in der aktuellen Schau dem Portrait. Mensch und Tier kommen dabei gleichermaßen vor. „Zwei“- so der knappe wie treffende Titel - beleuchtet die Paradoxie der Wahrnehmung von Gegensätzlichkeiten, die trotz starker Unterschiede die gleiche Gültigkeit haben können. Mit den jeweils paarweisen Darstellungen von bekannten Persönlichkeiten aus der Kunst und Tieren stellt
Gottfried Bechtold dieses Phänomen in den Focus seiner Arbeiten.

Doppelbilder-Doppelzeichnungen
Als herausragender Konzeptkünstler versteht er das Zeichnen und Malen über den Akt einer rein erbaulichen Beschäftigung hinaus primär als ein Konzept. „Mein Ziel des Zeichen- und Malerei-Konzeptes ist es, Möglichkeiten und Inhalte des Zeichnens und Malens für mich auszuloten, um das Zeichnen und Malen besser zu verstehen, also ganz und gar praktisch und unakademisch herumzufuhrwerken,“ beschreibt er seine Intention.

Von Francis Bacon, Xenia Hausner, Oskar Kokoschka und Bridget Riley über Mondrian, Malewitsch und Frida Kahlo bis David Hockney, Elvira Bach und vielen weiteren hat Gottfried Bechtold Bleistift-Portraits angefertigt, denen er skulpturale Gebilde an die Seite gestellt hat. Diese Paarungen sind spontan, ohne spezielle Absicht oder Hintergedanken entstanden. Den von einem Foto, aus einem Katalog oder dem Internet abgezeichneten Protagonisten hat er seinen eigenen Stil „verpasst“. Manche schätzt er, manche eben nicht, bekennt er freimütig. Die angefügten krakeligen, organischen, geometrischen, komplexen oder reduzierten Figuren ergeben das Doppel. Sie sind getrennt entstanden und später nach dem Zufallsprinzip einem Künstler oder einer Künstlerin zugeordnet. Sylvia Taraba erkennt darin eine offene Beziehung, ja sogar einen surrealen Dialog freundlicher Feindschaften.

Vom Bleistift zur Farbe
Gottfried Bechtold bezeichnet sich selbst als 3-D-Menschen, der konzeptuell arbeitet und selten Farbe verwendet. Seine Bewunderung dafür hat sich erst spät und allmählich entwickelt, führt er aus. Inzwischen erfreut er sich an der Malerei, wobei ihn vor allem die Tiermalerei begeistert. Tieren gegenüber hegte er immer schon eine besondere Empathie, was sich in der Lebendigkeit der Abbildungen eines Schwans, eines Erdmännchens, eines Hundes oder eines Schimpansen verdeutlicht. Kombiniert mit expressiven Farbspielen fügen sie sich zu ausdrucksstarken Doppelbildern. Weil er sich früher nie intensiv mit Malerei beschäftigt hat, will er dies nun aufholen und „diese Beschäftigung selbst in meine Kunst als Konzept einmünden lassen - konzeptuell gefärbt sozusagen.“

Über die Ähnlichkeiten zwischen Tier und Mensch lässt sich anhand der Doppel-Portraits von Gottfried Bechtold ebenso eingehend philosophieren wie über unseren Umgang mit der Vielfalt der Kreatur. Vereinfachte Zuschreibungen wie typisch Katze, typisch Gans oder typisch Affe lassen sich bei Bedarf auch auf Menschen anwenden. In Bechtolds Panoptikum wimmelt es vor Doppel-Deutigkeiten, ohne ins Moralisierende oder Didaktische zu verfallen. Mit scharfem Blick aber ebenso viel Sympathie für beide Seiten eben. Typisch Bechtold, ist man versucht zu sagen.

 
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